Paul Gerhardt
Im Spiegel seiner Zeit |
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J. Arndt | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Dreißigjähriger Krieg
Konfessionalismus Pietismus Ein literarisch-musikalisches Programm mit Liedern von Paul Gerhardt bis Paul Dessau, mit Gedichten von Mathias Claudius bis Wjatscheslaw Kuprijanow mit historischen und aktuellen Einblicken. Mit Klaviermusik von Johann Sebastian Bach und Pierre Boulez |
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Wort und Gesang:
Johanna Arndt |
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Gestern wird sein, was morgen gewesen ist. Unsere Geschichten von heute müssen sich nicht jetzt zugetragen haben. Günter Grass | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Programmablauf | Pressekritik | Paul Gerhardt | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Galerie | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Programmablauf - Klavierfassung | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
J.S. Bach Sonate Nr.3,d-moll, 1. Satz Adagio, BWV. 264 1647 Eine alte Chronik berichtet Gemeindelied Nr. 58 Verse 1, 3, 10: Nun lasst uns gehen und treten… H.J. Christoffel Grimmelshausen Aus dem Roman: Der abenteuerliche Simplicissimus J.S. Bach Aus dem wohltemperierten Klavier Teil 1 Nr. 12 b-moll Paul Gerhardt: Die Last, die ist des Krieges Flut… Volkslied von 1633: Es ist ein Schnitter heißt der Tod… Günter Grass: Aus der Erzählung: Das Treffen in Telgte Paul Gerhardt Unter allen, die da leben ... Paul Gerhadt Gott Lob! Nun ist erschollen das edle Friedenswort Gemeindelied Nr. 322 , Verse 1, 5, 6, Nun danket all und bringet Ehr… Über die Verbindung von Kanzel und Thron Pierre Boulez Aus 12 Notationen Nr. 2 und 12 Lied der Mutter Courage B. Brecht/ P. Dessau Das Leibregiment K. Tucholsky/W. Heymann Paul Gerhardt und die konfessionellen Spannungen seiner Zeit Brief der Berliner Bürger lutherischer Konfession J. Pachelbel Patorale D-Dur Paul Gerhardts Einfluß in der Musikgeschichte J.S. Bach Gib dich zufrieden und sei stille Aus dem Notenbüchlein der Anna Magdalena Bach J.S. Bach Ich steh an deiner Krippe hier aus Schemellis Gesangbuch Gemeindelied Nr. 361, Verse 1, 2, 12 Befiehl du deine Wege… Verse von Paul Gerhardt in dem Roman "Das Glasperlenspiel" von Hermann Hesse J.S. Bach Aus der Französischen Suite Nr. 2 Menuett h Moll Paul Gerhardt: Aus dem Testament an seinen Sohn Gemeindelied Nr. 563, Verse 1, 3, 4, 8 Geh aus mein Herz und suche Freud Erwin Strittmatter: Reflexionen zu Paul Gerhardt aus dem Roman „Der Laden“ Gemeindelied Nr. 477, Verse 1, 6, 8 J.S. Bach |
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J.S. Bach Gemeindelied Nr. 477, Verse 1, 6, 8 Verse von Paul Gerhardt in dem Roman "Das Glasperlenspiel" von Hermann Hesse F. Couperin Dialog“ Paul Gerhardt: Aus dem Testament an seinen Sohn Gemeindelied Nr. 563, Verse 1, 3, 4, 8 Geh aus mein Herz und suche Freud mit einem Vorspiel von Max Reger Erwin Strittmatter: Reflexionen zu Paul Gerhardt aus dem Roman „Der Laden“ |
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Änderungen vorbehalten | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Paul Gerhardt - Seine Lieder | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Neben Martin Luther ist Paul Gerhardt der bedeutendste Liederdichter der evangelischen Kirche. Seine Lieder entstanden aus der Erfahrung persönlichen Leides und zu einem großen Teil, als der Dreißigjährige Krieg tobte. Seine dichterische Schaffenskraft erreichte während der Kandidaten-jahre in Berlin ihren Höhepunkt; denn die meisten und wertvollsten seiner Lieder sind die Frucht eines einzigen Jahrzehnts, etwa der Zeit von 1643 bis 1653. Sie sind besonders von Gottvertrauen und Heilserfahrung geprägt. Für die Verbreitung seiner Lieder hat der Dichter selbst nichts unternommen. Dass sie bekannt wurden, ist der Verdienst des Kantors der Berliner St. Nikolai-Kirche, Johann Crüger. Dieser überaus schöpferische Komponist erfand zu vielen Liedern Melodien die das Volk annahm und sang. Das älteste Berliner Gesangbuch "Praxis pietatis melica" von 1647, von Johann Crüger enthält 18 Lieder von Paul Gerhardt; die Ausgabe von 1653 bereits 81 und die letzte von ihm redigierte Auflage von 1661 enthielt 95 Lieder. Im Jahre 1667 hat dann ein weiterer Berliner Kantor, Johann Georg Ebeling, Nachfolger Johann Crügers an St. Nikolai-Kirche in Berlin 119 Lieder von Paul Gerhardt herausgegeben und mit neuen Melodien versehen. Kein Liederdichter hat so herzbewegend gesungen wie er; so wurde er durch seine Lieder zum Seelsorger und Tröster ungezählter Christen. Auch der große Sebastian Bach hat einen Teil davon vertont. Heute besitzen wir von Paul Gerhardt einschließlich seiner Gelegenheitsgedichte 133 Lieder. So gering der Umfang seiner Dichtung, so umfassend ist ihr Inhalt. So erklärt es sich, dass seine Lieder bis auf den heutigen Tag einen hohen Rang einnehmen. Das Evangelische Gesangbuch enthält von ihm 30 Lieder. |
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Paul Gerhardt - Seine Testatment | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Nachdem ich nunmehr des 70. Jahr meines Alters erreicht, auch dabei die fröhliche Hoffnung habe, daß mein lieber frommer Gott mich in kurzem aus dieser Welt erlösen und in ein besseres Leben führen werde, als ich bisher auf Erden gehabt habe: so danke ich ihm zuvörderst für alle seine Güte und Treue, die er mir von meiner Mutter Leibe an bis auf jetzige Stunde an Leib und Seele und an allem, was er mir gegeben, erwiesen hat. Daneben bitte ich von Grund meines Herzens, er wolle mir, wenn mein Stündlein kommt, eine fröhliche Abfahrt verleihen, meine Seele in seine väterlichen Hände nehmen, und dem Leibe eine sanfte Ruhe in der Erde bis zu dem lieben jüngsten Tage bescheren, da ich mit allen Meinigen, die nur vor mir gewesen und auch künftig nach mir bleiben möchten, wieder erwachen und meinen lieben Herrn Jesum Christum, an welchen ich bisher geglaubet und ihn doch nie gesehen habe, von Angesicht zu Angesicht schauen werde. Meinem einzigen hinterlassenen Sohne überlasse ich von irdischen Gütern wenig, dabei aber einen ehrlichen Namen, dessen er sich sonderlich nicht wird zu schämen haben. Es weiß mein Sohn, daß ich ihn von seiner zarten Kindheit an dem Herrn meinem Gott zu eigen gegeben, daß er ein Diener und Prediger seines heiligen Wortes werden soll. Dabei soll er nun bleiben und sich daran nicht kehren, daß er nur wenig gute Tage dabei haben möchte; denn da weiß der liebe Gott schon Rat zu und kann das äußerliche Trübsal mit inniglicher Herzenslust und Freudigkeit des Geistes genugsam ersetzen. Die heilige Theologiam studiere in reinen Schulen und auf unverfälschten Universitäten, und hüte dich ja vor Synkretisten, denn sie suchen das Zeitliche und sind weder Gott noch Menschen treu. In deinem gemeinen Leben folge nicht böser Gesellschaft, sondern dem Willen und Befehl deines Gottes. Insonderheit 1. tue nichts Böses, in der Hoffnung, es werde heimlich bleiben, denn es wird nichts so klein gesponnen, es kommt an die Sonnen. 2. Außer deinem Amte und Berufe erzürne dich nicht. Merkst du dann, daß der Zorn dich erhitzet habe, so schweige stockstille und rede nicht eher ein Wort, bis du ernstlich die 10 Gebote und den christlichen Glauben bei dir ausgebetet hast. 3. Der fleischlichen sündlichen Lüste schäme dich, und wenn du dermaleinst zu solchen Jahren kommst, daß du heiraten kannst, so heirate mit Gott und gutem Rat frommer, getreuer und verständiger Leute. 4. Tue Leuten Gutes, ob sie dir es gleich nicht zu vergelten haben, denn was Menschen nicht vergelten können, das hat der Schöpfer Himmels und der Erden längst vergolten, da er dich erschaffen hat, da er dir seinen lieben Sohn geschenket hat, und da er dich in der heiligen Taufe zu seinem Kinde und Erben auf- und angenommen hat. 5. Den Geiz fleuch als die Hölle, laß dir genügen an dem, was du mit Ehren und gutem Gewissen erworben hast, ob es gleich nicht allzuviel ist. Beschert dir aber der liebe Gott ein Mehreres, so bitte ihn, daß er dich vor dem leidigen Mißbrauche des zeitlichen Gutes bewahren wolle. Summa, bete fleißig, studiere was Ehrliches, lebe friedlich, diene redlich und bleibe in deinem Glauben und Bekenntnis beständig, so wirst du einmal auch sterben und von dieser Welt scheiden willig, fröhlich und seliglich. Amen." |
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Lieder | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
O Haupt voll Blut und Wunden O Haupt voll Blut und Wunden, Voll Schmerz und voller Hohn, O Haupt, zum Spott gebunden Mit einer Dornenkron', O Haupt, sonst schön gezieret Mit höchster Ehr' und Zier, Jetzt aber höchst schimpfieret: Gegrüßet sei'st du mir! Du edles Angesichte, Davor sonst schrickt und scheut Das große Weltgewichte, Wie bist du so bespeit! Wie bist du so erbleichet! Wer hat dein Augenlicht, Dem sonst kein Licht nicht gleichet, So schändlich zugericht't? Die Farbe deiner Wangen, Der roten Lippen Pracht Ist hin und ganz vergangen; Des blaßen Todes Macht Hat alles hingenommen, Hat alles hingerafft, Und daher bist du kommen Von deines Leibes Kraft. Nun, was du, Herr, erduldet, Ist alles meine Last; Ich hab' es selbst verschuldet, Was du getragen hast. Schau her, hier steh' ich Armer, Der Zorn verdienet hat; Gib mir, o mein Erbarmer, Den Anblick deiner Gnad'! Erkenne mich, mein Hüter, Mein Hirte, nimm mich an! Von dir, Quell aller Güter, Ist mir viel Gut's getan. Dein Mund hat mich gelabet Mit Milch und süßer Kost; Dein Geist hat mich begabet Mit mancher Himmelslust. |
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Ich will hier bei dir stehen, Verachte mich doch nicht! Von dir will ich nicht gehen, Wenn dir dein Herze bricht; Wenn dein Haupt wird erblaßen Im letzten Todesstoß, Alsdann will ich dich faßen In meinen Arm und Schoß Es dient zu meinen Freuden Und kommt mir herzlich wohl, Wenn ich in deinem Leiden, Mein Heil, mich finden soll. Ach, möcht' ich, o mein Leben, An deinem Kreuze hier Mein Leben von mir geben, Wie wohl geschähe mir! Ich danke dir von Herzen, O Jesu, liebster Freund, Für deines Todes Schmerzen, Da du's so gut gemeint. Ach gib, daß ich mich halte Zu dir und deiner Treu' Und, wenn ich nun erkalte, In dir mein Ende sei! Wenn ich einmal soll scheiden, So scheide nicht von mir; Wenn ich den Tod soll leiden, So tritt du dann herfür; Wenn mir am allerbängsten Wird um das Herze sein, So reiß mich aus den Ängsten Kraft deiner Angst und Pein! Erscheine mir zum Schilde Zum Trost in meinem Tod, Und laß mich sehn dein Bilde In deiner Kreuzesnot! Da will ich nach dir blicken, Da will ich glaubensvoll Dich fest an mein Herz drücken Wer so stirbt, der stirbt wohl. |
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Galerie | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Christiane Obermann | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Christiane Obermann studierte an der Hochschule für Musik Hanns-Eisler Berlin bei Prof. Sigrid Lehmstedt und Prof. Rudolf Dunkel Klavier. Seit 1981 gehört sie selbst dem Lehrkörper der Hochschule für Musik Hanns - Eisler an. Sie ist seit 1978 Mitglied des Concertus - Trios, mit dem sie eine umfangreiche Konzerttätigkeit ausübte. Rundfunk und Fernsehaufnahmen - Uraufführungen. Konzerttourneen: Rußland, Frankreich, Tchechien und Ungarn. Mitarbeit und Mitwirkung in verschiedenen musikalisch-literarischen Programmen. |
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